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Gärtner, S. (2004): Auswirkungen des Waldumbaus auf die Vegetation im Südschwarzwald (Dissertation).

Freiburger Forstliche Forschung, Berichte 26. 233. S.

In der vorliegenden Arbeit werden die Auswirkungen des „ökologischen“ Waldumbaus auf die Vegetation im Südschwarzwald untersucht. Dabei beschränkt sich die Analyse nicht auf den Vergleich von Ausgangs- und Endstadium, sondern verfolgt den gesamten Prozess über seine wesentlichen Phasen. Zusätzlich werden die Auswirkungen des Waldumbaus nach naturschutzfachlichen Kriterien untersucht und bewertet Der „ökologische“ Waldumbau, so wie er im BMBF-Projektverbund Südlicher Schwarzwald verstanden wird, ist ein Transformationsprozess, der den Fichtenalters-klassenwald in einen strukturierten Dauerwald mit den Hauptbaumarten Fichte, Tanne und Buche überführt. Das waldbauliche Vorgehen wird in zwei Schritte mit unterschiedlicher Zielsetzung aufgeteilt. Im ersten – dem Umbau im eigentlichen Sinn – werden die Fichtenbestände mit den fehlenden Baumarten angereichert. Die anschließende Überführung verstärkt die horizontale und vertikale Strukturierung der Bestände. Im Verlauf des „ökologischen“ Waldumbaus ändert sich vor allem die Flächengröße, die waldbaulich einheitlich behandelt wird, von anfangs bestandesweiser hin zur trupp- bis einzelbaumweiser Bewirtschaftung. Dementsprechend sind die Bestände je nach Umbaufortschritt durch mehr oder weniger großflächige „Substrukturen“ charakterisiert. Komplexe und zeitaufwendige Prozesse wie der „ökologische“ Waldumbau lassen sich praktisch nicht in ihrer ‚Realzeit‘ untersuchen. Deshalb werden in einer sogenannten „unechten Zeitreihe“ solche Bestände ausgesucht, die in ihrer gegenwärtigen Ausprägung geeignet sind zeitlich aufeinander folgende Stadien zu repräsentieren. Zu deren Definition, Spezifikation und Identifikation wurde ein konzeptionelles Waldentwicklungsmodell in einer interdisziplinären Arbeitsgruppe erarbeitet. Es definiert und beschreibt den Prozess durch vier Umbaustadien (Reinbestands-, Umbau-, Überführungs- und Dauerwaldstadium), die über die o.g. Schritte miteinander verbunden sind. Den einzelnen Stadien sind spezifische Substrukturtypen (Reinbeststands-, Umbau-, Überführung 1 und 2, sowie Dauerwaldsubstrukturtyp) zugeordnet, die über unter-schiedliche Baumartenanteile und vertikale Höhendifferenzierung in Bestandesschichten definiert werden. Sie werden benutzt um die konkreten Aufnahmeflächen in den Beständen auszuwählen und den Einfluss der Baumstruktur - und damit der Bewirtschaftung – auf die Bodenvegetation zu analysieren. Als Untersuchungsgebiet wurden - exemplarisch für den Südschwarzwald - vier Forstbezirke ausgewählt (Todtmoos, Schopfheim bzw. der Kommunalwald Gersbach, Schluchsee und St. Blasien). Die Untersuchung konzentriert sich auf die flächenmäßig dominante Standortseinheit im Südschwarzwald, den mäßig frischen, lehmig grusigen Winterhang in montaner Lage. Die Analysestrategie folgt einem ‚top-down-approach‘. Zuerst werden die drei Aspekte Struktur, Standort und Bodenvegetation über die entsprechende Klassifizierung der Aufnahmen separat untersucht. Auf der Grundlage dieser Typisierung werden anschließend die Relationen zwischen den Aspekten genauer analysiert. In der ersten Klassenanalyse wurde die Stratifizierung der fünf Substrukturtypen überprüft. Sie konnte mit den gemessenen Merkmalsausprägugen bestätigt werden. Die Standortstypisierung ergab, dass die vier untersuchten Standorte (Forstbezirke) keine homogene Gruppe bilden. Es wurden drei Standortstypen ausgeschieden, der süd-westliche (Todtmoos und Gersbach), ein nordöstlicher (Schluchsee) und ein östlicher (St. Blasien) Standortstyp. Die Artenzusammensetzung der Bodenvegetation bildet einen Gradienten aus vier Bodenvegetationstypen. Von einem azidophytischen moos- und zwergstrauchreichen Bodenvegetationstyp (Luzulo-Abietetum) über ein Luzulo-Fagetum hin zu dem bessere Standortsbedingungen anzeigenden Galio-Fagetum mit einer verjüngungsreichen und einer krautreichen Ausbildung. Die Analyse der Beziehungen zwischen Struktur und Standort ergab, dass der Nadelholz- bzw. Fichtenanteil von Südwesten über Schluchsee nach St. Blasien zu, der Laubholz- bzw. Buchenanteil dagegen abnimmt. Auch die Vegetation zeigt eine standörtliche Bindung. Das Luzulo-Abietetum konzentriert sich auf St. Blasien, während die verjüngungsreiche Ausbildung des Galio-Fagetum schwerpunktmäßig in Gersbach und Todtmoos vorkommt. Der Einfluss der Struktur auf die Bodenvegetation wird über die Beziehung zwischen Substruktur- und Bodenvegetationstypen erfasst. Die Substrukturtypen des Reinbestands-, Umbau- und Dauerwaldstadiums zeigen eine Bindung an das Luzulo-Fagetum und Luzulo-Abietetum, die des Überführungssstadiums an die beiden Ausbildungen des Galio-Fagetum. Analysiert man den Einfluß der einzelnen Strukturvariablen, dann sind es vor allem die Deckungsanteile der Laubbäume insgesamt (besonders der Buche) sowie die Laubstreu auf der einen Seite und der Deckungsanteil der Fichte (insbesondere in der obersten Baumschicht), der Nadelstreuanteil und der am Waldboden ankommende Strahlungsanteil auf der anderen Seite die eine Differenzierung der Bodenvegetation durch den Waldumbau verursachen. Licht- und Stickstoffzahl zeigen deutliche Korrelationen mit dem Strukturgradienten. Der Waldumbau bewirkt, unabhängig vom Standort, eine Verschiebung der Artenzusammensetzung vom bodensauren Fichtenreinbestand hin zum Überführungs-bestand mit bessere Standortsverhältnisse indizierenden Arten. Der letzte Überführung-schritt in Richtung Dauerwald führt dagegen wieder zurück zu der Artenzusammensetzung am Anfang des Waldumbaus. Insgesamt ist der Struktureinfluss auf die Bodenvegetation in den untersuchten Beständen relativ gering im Vergleich zum Standortseinfluss. Die spezifisch „ökologischen“ Ziele des Waldumbaus sind die Optimierung der Naturnähe und die Erhöhung der Diversität. Aus diesem Grund wurde der Waldumbau nach diesen beiden Kriterien naturschutzfachlich bewertet. Die Strukturdiversität der Bestände nimmt durch die waldbaulichen Eingriffe mit dem Waldumbau zu. Die Diversität der Bodenvegetation zeigt nur sehr geringe, nicht-signifikante Änderungen. Die mikrostandörtlich untersuchte Vegetationsdiversität nimmt mit dem Waldumbau ab. Die Naturnähe wurde in Anlehnung an das Hemerobie-Konzept (GRABHERR et al. 1998) bewertet. Sieben Einzelkriterien kamen zur Anwendung. Davon nehmen die Naturnähe der Baumartenkombination, die der Bodenvegetation, der Entwicklungsstufe, des Bestandes-aufbaus und der Baumartendiversität mit dem Waldumbau zu. Die Naturnähe der Boden-vegetationsdiversität bleibt gleich und die Naturnähe für das Kriterium Totholz nimmt ab. In ihrer Zusammenfassung sind die Auswirkungen des Waldumbaus, abgesehen von der direkt waldbaulich beeinflussten Baum- und Verjüngungsstruktur, relativ gering. Die Bodenvegetation reagiert mit einer qualitativen Veränderung der Artenzusammensetzung häufiger Waldbodenarten

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